Mein Jakobsweg von Sprockhövel - im Ruhrgebiet - nach Santiago de Compostela

Tag 8: Blankenheim (D) - Ormont (D) - 30,0 km

Endlich geht es weiter! Ich habe eine Woche, also von Sonntag bis Samstag. Tina und Maren haben mich um 7:00 Uhr nach Blankenheim gefahren.

Dort haben wir gemeinsam noch gefrühstückt und ich bin dann so gegen 10:00 Uhr los gelaufen. Diesmal bin ich anders und besser vorbereitet. Ich bin ca. 1 bis 2 Mal pro Woche mit meinem Freund Ralf gewalkt. Dabei hatte ich meine Meindl Wanderschuhe an und den neuen 30l Rucksack von Jack Wolfskin mit vollen Sprudelflaschen beladen.

Ansonsten habe ich Funktionskleidung dabei: Trekking-Zip-Hose, Trekkinghemden, Funktionsunterwäsche. Das Wetter ist zurzeit noch bescheiden, auf der Autofahrt her, sind wir eher geschwommen. Und heute gab es dann gleich einsame Wälder und Felder und entlang an Vulkanen. Wunderbar. Punkt 12:00 Uhr musste ich den Regenponcho anziehen und um 13:00 Uhr habe ich Pause in einer Schutzhütte an einer Waldlichtung gemacht.

Ich war sehr müde, da ich in der Nacht vorher nur 4 Stunden geschlafen hatte. Hier habe ich gegessen und getrunken und dann ein Nickerchen gemacht. Nach 90 Minuten bin ich weitergezogen.

Am Nachmittag musste ich dann nochmal für 90 Minuten den Poncho aufsetzen.

In Kronenburg am See habe ich eine Pause gemacht und mir meine Flaschen mit Wasser wieder aufgefüllt. Die letzten 6 km nach Ormont gingen bergauf so dass ich dann um kurz vor 19:00 Uhr im Hotel Lonnen angekommen bin.

Die Gaststätte war rappelvoll. Ich bin aufs Zimmer um zu duschen und eincremen. Habe nach Hause telefoniert. Anschließend wollte ich eigentlich runtergehen und etwas essen, doch ich war so müde, dass ich dann eingeschlafen bin und so das Abendbrot ausfallen musste. Es waren am ersten Tourtag 37561 Schritte also ca. 30 km. Das Hotel Lonnen direkt am Jakobsweg in Ormont kann ich nur weiterempfehlen.

Tag 9: Ormont (D) - Schöneck (D) - 32,0 km

39975 Schritte, also 32 km, gelaufen von 9:00-18:00 Uhr, Übernachtung in der Pension Stevens für 22€. Ein toller Tag, der mit einem großartigen Frühstück begann.

Ich bin gestern Abend einfach eingeschlafen und hatte nicht mehr gegessen. Daher habe ich heute morgen alles verputzt. Um 9:00 Uhr bin ich dann los und heute gabe es keinen Regen!!! Gegen 13:00 Uhr war ich schon in Prüm und vorher bin ich über die Schneifel gewandert.

Ca. 2 km vor der höchsten Erhebung der Eifel, dem schwarzen Mann, bin ich links abgebogen nach Gondenbrett und dann über den Kalvarienberg, der 1949 explodierte nach Prüm gelaufen. Hier habe ich erstmal einen Supermarkt geplündert und lange mit Tina telefoniert. Im Ort selber bin ich in die Basilika St. Salvator und ins Pfarramt für einen Pilgerstempel.

Die Stille in solchen Kirchen ist beeindruckend im Vergleich zum hektischen Treiben draußen, da gerade Schulschluß war und die Schule direkt neben an liegt. Pause habe ich dann in einem Schülercafe gemacht und bin dann gegen 15:30 Uhr in Richtung Schöneck aufgebrochen. Bevor man nach Schöneck kommt läuft man mehrere Kilometer durch ein Flusstal der sogenannten Schönecker Schweiz.

Hier ist ein Naturlehrpfad, der verschiedenste Pflanzen erklärt. Gegen 18:00 Uhr komme ich in meinem Privatquartier an, welches oberhalb der Stadt liegt.

Nach der Dusche und der Kleidungswäsche bin ich zum Abendessen wieder ins Dorf runtergelaufen.

Tag 10: Schöneck (D) - Neuerburg (D) - 35,7 km

Heute waren es über 35 km bei herrlichem Wetter. Morgens bin ich schon in kurzer Hose gelaufen.

Mein rechtes Problem-Sprunggelenk macht noch mit, wenn es sich auch etwas anders anfühlt als das linke.

Ich habe es heute abend provelaktisch Voltarensalbe eingeschmiert. In Neuerburg bin ich auf der Jugendburg untergekommen. Es ist ein traumhaft altes Gemäuer, liebevoll Instand gehalten von Familie Dichter-Hallwachs. Ich habe das Prälatenzimmer und bin alleine hier im Turm.

Es ist noch eine Klasse aus Berlin da, mit denen ich morgen die Morgenandacht mitmachen kann.

Nach dem Duschen, dem ausgiebigen warmen Abendessen und der Besichtigung der Burg habe ich mich auf den Hof gesetzt und den Sonnenuntergang bei spanischen Rioja genossen. Spanien ich komme :)

Geplant ist morgen bis zur Jugendherberge nach Echternach in Luxemburg zu pilgern.

Zunächst hatte ich mir die Herberge in Bollendorf noch als Alternative offengelassen, aber ich denke dass ich fit genug bin um die ca. 35 km morgen zu schaffen.

Tag 11: Neuerburg (D) - Echternach (L) - 37,5 km

Echternach in Luxemburg, 37,5 km, gelaufen von 9:30-19:30 Uhr, 7:38 Stunden Wegzeit, Übernachtung in der sehr neuen auberge de jeunesse außerhalb des Ortes für 18,20€
Wahnsinn Echternach ich bin in Luxemburg.

Kurzzeitig habe ich Deutschland verlassen. Zunächst ließ es sich heute morgen gar nicht so gut an, da ich erst um 8:30 Uhr gefrühstückt habe und dann noch Batterien für den Foto und den GPS-Logger brauchte. Also bin ich erst um 9:30 Uhr aus Neuerburg aufgebrochen.

Es war ein traumhafter Sommer und Sonnentag, so dass es nachmittags bald zu warm war, aber es gab genug Schatten in den Wäldern. Ich hatte bei dem Blick auf die Karte den Eindruck, dass die heutige Strecke im Tal der Enz entlang geht. Dem war gar nicht so. Wie es beim Jakobsweg so ist, rauf und runter hält dich munter. Es ging zunächst in Neuerburg den Panoramaweg hinauf zur Kapelle, welche wirklich sehenswert ist. Dann im Wald entlang und anschließend hinab nach Sinspelt.

Um 12:00 Uhr war ich in Mettendorf, wo ich Rast in einer Pizzaria auf einer Sonnenterrasse gemacht haben. Das es bisdahin gut lief, habe ich den Entschluss gefasst über Bollendorf hinaus zu gehen und Echternach anzupeilen. So habe ich in der Jugendherberge Echternach angerufen, ob noch etwas frei ist, was dann auch so war. Weiter habe ich gedacht,

wenn ich es von Neuerburg nach Echternach schaffe, dann muss auch Echternach nach Trier drinn sein, so dass ich aus 3 Tagesetappen des Reiseführers 2 Etappen machen will. Die DJH in Trier war besetzt. Kurzer Hand habe ich die Jakobusbruderschaft angerufen, die für mich in Trier alles geregelt haben.

Kurze Zeit später wurde ich zurückgerufen und man hatte für mich ein Zimmer im Sankt Josefsstift reserviert. Bis Bollendorf zog sich der Weg durch einen Wald immer wieder bergauf und bergab mit der Belohnung, dass man gegen Ende durch die Sandsteinhaufen mitten im Wald laufen darf. Es war schon recht mystisch. Ich stelle mir vor, wenn es regnerisch und nebelig gewesen wäre... Kurz bevor man im Tal an den Fluß Sauer kommt, passiert man noch eine alte römische Villa.

Man merkt, viele Wege des Jakobsweg haben einen historischen Ursprung und man kommt nun Trier der alten Augustus Stadt näher. An der Sauer war ich gegen 17:15 Uhr und bin dann immer am Ufer entlang bis Echternach gewandert. Mein Wasser ging zu Neige so dass ich in Echternach die erste Kneipe angesteuert habe, um mich mit Flüssigkeit zu versorgen.

Heute war der bisher heißeste Tag, meine schwarze Kappe ist weiß geworden. In Echternach habee ich mir zunächst die Basilika St. Willibrord angesehen, welcher hier auch in der Krypta begraben ist. Neben der Kirche stand ein Kranwagen, mit dem mehrere Glocken ausgebaut wurden.

Das erinnerte mich an unseren Glockenumzug von Obersprockhövel. Einen Hinweis, wie es zur Jugendherberge geht, habe ich nicht gefunden, so dass ich nach dem Weg gefragt habe. Dabei ist mir klar geworden, dass ich an meinem Französisch dringend arbeiten muss, wenn es dann nach Lothringen geht. Es sollten dann noch mal 4 km sein, was aber nur gefühlten 2 km entsprach. Die Jugendherberge ist erst ein paar Jahre alt und sehr modern und international. Es gibt eine riesige Kletterwand

auf die man vom Bistro schauen kann, wo ich gerade diese Zeilen schreibe. Im Hintergrund läuft jugendliche Rapmusik. Zunächst habe ich geduscht und gewaschen. Ich bin alleine auf eine vierer Zimmer und hoffe, dass keine mehr kommt. Für ein Einzelzimmer hätte ich einen Aufschlag von 12 € bezahlen sollen.

Laut Bachem Führer sollte es heute 32 km gewesen sein. Es waren aber 37,5 km. Wo habe ich die 5 km hergenommen? Morgen sollen es 32 km werden. Ich bin gespannt, wie viel mehr ich dann auf der Uhr haben werde. Gesungen habe ich heute nicht, da heute der sportliche Charakter eindeutig im Vordergrund stand. Mein Puls war eigentlich permanent über 130 (Man was muss ich ein Fett heute verbrannt haben :)) Jetzt sitze ich hier noch bei einem Erdinger und werde noch ein bischen lesen. Gute Nacht

Tag 12: Echternach (LU) - Trier (D) - 38,6 km

Trier, 48290 Schritte in 7:50 Stunden gelaufen in einer Zeit von 8:20-18:30 Uhr, 38,6 km mit Übernachtung im St. Josefsstift für 20 € mit Frühstück. Es ist 21:40 Uhr und ich sitze in einem Straßenrestaurant in der Trier Fußgängerzone mit Blick auf das Porta Nigra. Es herrscht

ein Rummel, da überall Buden aufgebaut werden, da das Altstadtfest morgen beginnt. Altstadtfest kann man wörtlich nehem, da Trier meine ich die älteste Stadt Deutschlands ist. Die Menschen aber sind eher jung. Man sieht sehr viele Studenten. Rom ist hier

gegenwärtig und überall zu spüren. Der Weg heute führte mich an der Sauer entlang bis Minden und von dort hoch oben über die Kornkammer der Südeifel, dem Gut Bitburg vorbei an Getreidefeldern gespickt mit Windrädern so weit das Auge sehen konnte. Um 12:00 Uhr war ich in

Welschbillig und hoffte auf ein zunftiges Mittagessen, doch dem war nicht so. Ich hatte mir Stullen in der Jugendherberge geschmiert, die ich dann am Wegesrand mit Blick auf Welschbillig gegessen hatte. Anschließen folgte ein Nickerchen bevor es weiter mit

dem Rauf+Runter ging. Ich dachte die Eifel läg hinter mir... Plötzlich wie bestellt in Lorin ein Lokal mit Terrasse unter Kastanien. Es erinnerte sehr an die Gaststätte zur Wilhelmshöhe in Langenberg. Nach kurzer Rast, denn die Zeit drängte etwas, weiter nach Biewer,

wo ich mich mal wieder verlaufen hatte. Aber die Mosel war errreicht und es ging die Model stromaufwärts nach Trier. Das konnte ich gar nicht verfehlen. Um Halb Sieben war ich dann im Stift in einem kargen Zimmer mit durchgelegener Matratze. Aber das wichtigste

war die Dusche. Nach dem Telefonat mit den Lieben zu Hause bin ich erstmal eingeschlafen, aber dann noch rechtzeitig um 20:00 Uhr wachgeworden und habe mich dann ins Getümmel der Trier Altstadt geworfen.

Tag 13: Trier (D) - Merzkirchen (D) - 31,2 km

Merzkirchen, 38959 Schritte in 6:16 Stunden gelaufen in einer Zeit von 8:45-18:15 Uhr, 31,2 km mit Übernachtung in Mary's Destille für 25 € mit Frühstück und 15 € fürs Abendessen. Der letzte komplette Tag geht nun dem Ende hin. Getragen von Gott. Heute morgen war keine gute Stimmung, da die Atmosphäre im St. Josefsstift komisch war.

Es war so ruhig, eine richtige Totenstille. Beim Frühstück, was sehr gut war, 2 alte Schwestern, eine ältere Dame aus Wien und eine bulämische Frau mir gegenüber. Ich hatte mir doch gewünscht noch andere Pilger zu treffen und dieses im Gebet formuliert.

Ich bin dann um 8:45 Uhr aufgebrochen, durch das Porta Nigra, die "Rennbahn" bis zum Dom. Im Dom wollte ich mir einen Stempel besorgen und sprach hinter mir einen Priester an. Da war der erste Pilger, den ich traf. Der Prister kam aus Augsburg und ist auch vom Pilgervirus befallen.

Er kam kurz vorher aus Frankreich wieder und nutzte noch seine Freizeit um in Deutschland zu pilgern. Da die Dominformation erst um 9:30 Uhr aufmachte, und wir uns sympathisch fanden, gingen wir in ein Cafe und unterhielten uns. (Schade dass ich seinen Namen

nicht weiß und ihn so nicht ausfindig machen kann.) In der Dominfo habe ich mir den neuen Outdoorführer Trier-Vezelay gekauft, den ich dann den ganzen Tag schon benutzt habe. Er ist klasse. Im Unterschied zu den Bachemführern, die mit einer genauen Karte arbeiten

orientiert man sich bei dem Führer von Norbert Rother an dem Text. Mittagessen gab es an einem Imbiss in Konz und dann ging es frisch gestärkt in den Saargau. Hier andert man auf sehr schönen von den Römern angelegten Wegen. Die nächste Pause wurde in der sehr schönen und

kühlen St. Jacobus Kapelle am Rehlingerhof gemacht. Diese Kapelle gehörte zu einem Dorf, welches nicht mehr existiert, weil nur noch wahrscheinlich durch die Pest und / oder dem 30jährigen Krieg ein Hof existiert. Als ich weiterlief, fing es an zu donnern und ein Gewitter

kündigte sich an. Jetzt musste ich mich sputen, um nicht naß zu werden und so legte ich den Turbo ein, wie zur Vorbereitung Walking um die Kemnade. Meine Gebete wurden erhört und ich kam mit den ersten Tropfen in Marry's Destille in Merzkichen an. Hier sind noch 2 weitere

Pilgerinnen einquartiert. Eine von den Damen war so nett und hat mir 20 € geliehen, da ich meine kompletten flüssigen Geldmittel in die Übernachtung und das Abendbrott gesteckt hatte und nicht weiß wann der nächste EC-Automat kommen wird. Als krönenden Abschluß des Tages gab es Abendessen

vom Buffett, denn Mary hatte in ihren Hallen einen 60. Geburtstag als Gesellschaft und von dem konnten wir mitessen. Fisch als Vorspeise gekochter Rinderbraten mit Remolade, Gemüse und Kartoffeln, so dass für das Eis als Nachtisch einfach kein Platz mehr war.

Tina kommt mich mrgen mit den Kindern in Schengen abholen. Ich freue mich sehr und bin aber auch traurig, dass die Woche schon vorbei ist. Was für ein Erlebnis!!! Nun hoffe ich, ruhiger und gelassener zu sein und die Kraft mit in den Alltag nehmen zu können.

Tag 14: Merzkirchen (D) - Schengen (L) - 20,9 km

Schengen, 26120 Schritte in 4:15 Stunden gelaufen in einer Zeit von 9:00-15:30 Uhr, 20,9 km. Ich sitze in einer Gaststätte direkt an der Grenzbrücke zu Deutschland. Ich bin um 13:00 Uhr schon in Perl gewesen und habe zum Abschluß

der diejährigen Tour mir ein Mittagessen auf einer Sonnenterrasse gegönnt. Es war ein wunderschöner Weg durch das Saargau hinab nach Perl. Bis Perl hatte ich tollen Sonnenschein und es war nicht zu warm aber dennoch sehr schwül. Als ich nach Perl reingelaufen bin,

klopfte es plötzlich laut an ein Fenster und eine ältere Dame rief mir hinterher. Ob ich denn nicht einen Pilgerstempel haben wollte. Es wird wohl die Dame gewesen sein, die Mary für die beiden Pilgerinnen aus dem Hunsrück angerufen hatte. Beide hatte ich nicht mehr

nach der Trennung in Merzkirchen gesehen. Kurz vor Borg sollte es nach dem Outdoorführer 80 Höhenmeter bergab und anschließend wieder hoch gehen, so dass ich hier höhenmäßig eine Abkürzung gegangen bin mitten durch Kornfelder, wo ich ein Reh 3 Meter neben mir unentdeckt

aufgeschreckt hatte. Zunächst dachte ich, Wildschweine. Nach dem Mittagessen und der Besichtigung des barocken Parks schüttete es wie aus Eimern, so dass ich mich 30 Minuten untergestellt habe. Die Blitzeinschläge waren ganz in der Nähe. Anschließend bin ich

mit Regenponcho singend die Straße zur Mosel hinunter gewandert zur Brücke, die über die Mosel nach Schengen führte. Gegenüber der

Brücke ist die Gaststätte Albatros 58 route du vin L-5443 Schengen. Hier warte ich nun auf meine Familie, die schon unterwegs ist zu mir. Einmal Regen zum Schluß und alles wird klar am Ende einer großartigen Woche. Ich freue mich auf das nächste Jahr, wenn es von hieraus weiter geht.